Die Transaktionsanalyse – oder: What happens, when we talk?

Im Jahr 2018 befand ich mich beruflich immer an der Schwelle von einem reinen Schauspielcoach zu einem Trainer zu werden, der in Firmen Trainings in Kommunikation lehrt. Ich hatte mich vorher schon mit den üblichen Verdächtigen der Kommunikationstheorie (Watzlawik, Fritz von Thun etc.) beschäftigt. Nach wie vor empfand ich deren Ansatz als allzu theoretisch und suchte ich weiter un erinnerte mich an einen Namen der mir bei meinen Speakercoachings an der Scherer Academy immer wieder begegnete: Vera Birkenbihl. Birkenbihl war unter Speakern eine Art Legende, da sie als hochkompetent und originell galt, was wahrscheinlich daran lag, das sie mit Schlabberhosen, einem übergroßen Mikrophon das von ihrem Hals baumelte, und einem Overhead-Projektor auftrat. Sogar mein Vater, einem Friseur aus Hamburg, war sie ein Begriff. Offensichtlich hatte sie in den 70ern für die Firma Wella einige Vorträge gehalten, die aber, zumindest an meinem Vater, inhaltlich vorbei gingen. Ich kaufte mir also Birkenbihls Buch „Kommunikationstraining“, den ich fand kein anderes Buch, das mein Bedürfnis so treffend und auf den Punkt zusammenfasste.

Interessanterweise handelte es eigentlich nur einem Konzept: Der Transaktionsanalyse. Im Laufe der Lektüre stieg meine Begeisterung über diese Konzept minütlich, denn ich kannte a) kein Konzept, das so treffend und einfach komplexe psychologische Prozesse sowohl sprachlich, als auch grafisch darstellte. Und b) ich alle Muster und Verhaltensweisen, die ich nicht nur bei mir, sondern auch in meinen Schauspieltrainings beobachten konnte, hier im theoretischen Kontext verstand. Auch die Meisner Technik und die TA trafen sich auf geradezu unheimliche Weise: Sprach Meisner davon, das „ein Gramm Verhalten die Bedeutung von einem Kilo Worte“ hatte, beschäftigte sich die TA damit zwischenmenschliche Transaktionen zu analysieren. Woran? Anhand unseres Verhaltens.

Was ist die Transaktionsanalyse ?

Die Transaktionsanalyse ist ein, in den USA entwickeltes, Konzept der Persönlichkeitsstruktur und der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sie wurde in 1950er Jahren durch den kanadischen Psychologen Eric Berne begründet und im Laufe der Jahre durch TransaktionsanalytikerInnen immer weiter entwickelt. Ziel der TA ist es die KlientenInnen zu einem autonom geführten Leben zu ermutigen, indem sie alle ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen nutzen können. Im Laufe des Coachingprozesses werden die KlientInnen in die Konzepte der TA eingeführt, sodass diese das Konzept verstehen und es verschiedenen Situationen anwenden können. So wird ein tiefes Verständnis von inneren Prozessen und der Dynamik von menschlichen  Beziehungen etabliert. Eric Berne war es sehr wichtig, das sein Konzept von vielen Menschen verstanden wird, und sie schnell damit umgehen können. Daher sind die Begriffe in der TA einfach verständlich und haben starken Bezug zum alltäglichen Leben. Die Grundhaltung der TA ist:

  • Jeder Mensch hat die Fähigkeit zu denken.
  • Jeder Mensch darf sich Umentscheiden.
  • Die Kommunikation ist frei und offen

Die folgende Zusammenfassung ist in keinster Weise allumfassend, sondern soll lediglich einen Überblick über die Konzepte der TA bieten.

Das Ich-Zustandsmodell

Das berühmteste Konzept der TA ist wahrscheinlich das Ich-Zustandmodell, indem die menschliche Persönlichkeit in drei Ich-Zustände (Ego-States) unterteilt wird.

Das El, oder Eltern-Ich

Der Teil der Persönlichkeit, der Werte, Vorurteile und Regeln beeinhaltet, die wir von anderen Bezugspersonen übernommen haben.

Das Er, oder Erwachsenen-Ich

Der Teil der Persönlichkeit, der uns im Hier und Jetzt Entscheidungen treffen lässt unter Inbezugnahme aller uns zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Das K, oder Kind-Ich

Der Teil der Persönlichkeit, der unsere selbst gemachten Erfahrungen und Überzeugungen ausmacht.

Menschen können aus unterschiedlichen Ich-Zuständen heraus agieren. Sie können diese in verschiedenen Situationen wechseln und die Ich-Zustände können unterschiedlich ausgeprägt sein. Transaktionen sind Kommunikationseinheiten und werden aus einem bestimmten Ich-Zustand heraus initiiert und wenden sich an einen Ich-Zustand bei der anderen Person. Ziel ist es, immer das Erwachsenen-Ich zu aktivieren und Entscheidungen und Prozesse hieraus abzuleiten. Das Erwachsenen-Ich ist unsere Möglichkeit im hier und jetzt zu agieren und so Probleme zu lösen. Wichtig ist aber, das alle drei Ich-Zustände elementar für unser Leben , und das Agieren in diesem, sind.

Eine schöne Einführung bietet diese Video (leider auf englisch)

Transaktionen

Ihren Namen bekam die TA durch die sogenannten Transaktionen, die nach dem Konzept Eric Berne’s zwischen Menschen stattfinden und die Kommunikation darstellen. Transaktionen können verbal mitgeteilt werden, es findet aber immer auch ein Verhalten (Mimik, Gestik, Stimme) statt. Durch Analyse der Art und Weise der Transaktionen können wir feststellen, ob es sich um komplementäre, gekreuzte oder verdeckte Transaktionen handelt.

Die Lebensgrundpositionen

Ein sehr bekannter Aspekt der TA sind die sogenannten Lebensgrundpositionen. Die TA beschreibt vier dieser Positionen, auch OK-Positionen genannt:

  • Ich bin ok – Du bist ok
  • Ich bin nicht ok – Du bist ok.
  • Ich bin ok – Du bist nicht ok.
  • Ich bin nicht ok – Du bist nicht ok.

Diese Ok-Positionen wählen Menschen als Kleinkind und sie stellen eine Art Grundhaltung dar. Nach ihnen werden Glaubenssätze definiert, nach denen Menschen ihr Leben gestalten.

Strokes

Das Stroke-Konzept beschreibt die Art und Weise wie Menschen sich die für sie überlebenswichtigen Streicheleinheiten holen. Hierbei gibt es vier Arten:

  • bedingte positive Strokes
  • unbedingte positive Strokes
  • bedingte negative Strokes
  • unbedingte negative Strokes

Es gibt daneben noch sogenannte Plastik-Strokes. Dies sind wertlose, ohne zwischenmenschlichen Inhalt gefüllte Strokes.

Das Skript

Die TA geht davon aus, das Menschen bis zum 7. Lebensjahr ein Lebensskript anlegen, eine Art Drehbuch des Lebens. Dies sind eine Reihe von Beschlüssen, mit denen Menschen auf die Situation reagieren in der sie aufwachsen, und sich die überlebenswichtigen Strokes zu holen. Hierbei ist egal, ob diese positiv oder negativ sind. Mit dem Skript legen wir schon in frühester Kindheit fest, wie unser Leben verlaufen wird.
Skripte sind z.B. dafür verantwortlich, das sich Menschen von außen betrachtet, zu ihrem Nachteil verhalten, sich nach immer gleichen Mustern verhalten.

Psychologische Spiele

Von Beginn an beschäftigte sich Eric Berne mit Spielen, die zwischen Erwachsenen gespielt werden. Hierbei kann es sich um gesellschaftliche, sexuelle oder kriminelle Spiele handeln. Eines der bekanntesten Spiele ist “Du könntest doch-Ja,aber”. Spiele tragen im allgemeinen sehr einfache, leicht verständliche Namen.
Skripte sind dazu da, unsere Beschlüsse die wir ins Skript geschrieben haben zu bestätigen, indem uns etwas „immer wieder“ passiert, wir „keinen Ausweg“ kennen, uns „niemand“ dabei helfen kann und manchmal „jeder“ gegen uns zu sein scheint. Spiele sind skriptgesteuert.

Eine gute Einführung gibt es in diesem Video (englisch)

Um ein Spiel zu analysieren bietet die TA verschiedene Modelle an:

– Die Spiele-Formel
– Das Drama-Dreieck (Nach Steve Karpman)
– Das Transaktionsmodell

Eine gute Einführung auch hier:

Das Konzept der TA ist noch wesentlich umfassender, das würde allerdings den Rahmen dieser Einführung sprengen.

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