Mein Zugang zum Improvisationstheater begann relativ spät. Als klassischer Schauspieler hatte ich Improvisationstheater meist nicht wirklich auf dem Schirm, da sich die Methodik stark vom reinen, formalen Spiel unterscheidet. Die Wurzeln dieser Technik liegen im Fall von Viola Spolin im Bereich der sozialen Reintegration von Kindern aus schwierigen Verhältnissen. Keith Johnstone hingegen entwickelte sie als Reaktion auf seine frustrierte Abkehr vom klassischen Theater. Hier begegneten ihm mmer wieder autoritäre Lehrstile, die er In seiner eigenen Schullaufbahn und späteren Erfahrungen als Lehrer kennengelernt hatte.
Das Ziel des Improvisationstheaters ist es nicht professionelle Schauspieler auszubilden, die an jeder Bühne zu jeder Zeit ein hohes Maß an Präsenz, Rollenverständnis und Ausstrahlung mitbringen. Im Impro geht es vielmehr darum, die Kreativität des Einzelnen durch Selbstakzeptanz und die (Selbst) Erlaubnis zu scheitern freizusetzen. Durch die einfache Regel des „Say yes, and“ werden innere Grenzen erweitert und neue Perspektiven eröffnet. Deutlich wird dies im Johnstone’s Tedx Talk, aus dem Jahr 2016.
Durch meine Zusammenarbeit mit Nadine Antler, mit der ich die Nowhere Akademie gründete, habe ich mir diese Welt erschlossen, und praktiziere angewandte Improvisation. Dabei steht nicht der Auftritt auf der Bühne im Vordergrund, sondern der individuelle oder der Gruppenprozess, um Kontakt, Kommunikation und Teamfähigkeit auszubauen.
Dabei hilft die Improvisation durch die Statuslehre, das Prinzip des „Ja!“ und zahlreiche gruppendynamische Fokusübungen, bei den Themen Führung, Auftritt, Storytelling und natürlich der Teamarbeit spielerisch eigene Grenzen zu erfahren, neue Ziele zu erreichen oder diese zu definieren.