„Bringst du sie zum Weinen kannst du Karriere machen. Bringst du sie zum Lachen kannst du zum Größten werden.“
Unbekannter Verfasser
In Scott Sedita’s Buch „The 8 Characters of Comedy“ wird ein systemtatischer Ansatz in der Figurenfindung für die komödiantische Arbeit auf der Bühne oder vor der Kamera beschrieben. Dieser ist nicht nur für SchauspielerInnen wichtig, sondern auch für Autoren, Caster und Produzenten. Als ich das Buch vor ein paar Jahren laß, öffnete sich mir eine neue Welt. Die Sitcoms, die ich als Kind und Jugendlicher verschlang, hatten auf einmal ein System. Manche Menschen sind lustiger als andere, das stimmt und ein natürliches Gefühl für komische Momente sind manchen Menschen angeboren. Mithilfe der Struktur werden allerdings Tools an die Hand gegeben, bei deren Anwendung JEDER lustiger wird. Und das garantiert. Ausgehend von festen Figuren die in der Interaktion schon ein großen Spannungsbogen generieren und möglichst kontrastreich agieren, werden die Figuren mit klaren Charaktereigenschaften und Absichten ausgestattet. Die Wirkung der Figuren im Verbung und deren Funktion für die Zuschauer, sind nicht allein auf das Comedy-Fach beschränkt, sondern geben jeder Figur neue Farben. Denn nach wie vor gilt die Aussage: „Comedy ist eine todernste Sache“. Willkommen in der Schule der Comedy!
Comedy bedeutet lustig zu sein. Manche Menschen sind lustiger als andere. Das können wir nicht ändern. Aber wir können daran arbeiten.
Was ist lustig?
Seit dem Beginn meiner Karriere bin ich der Antwort auf diese Frage auf der Spur. Über Humor kann man ja bekanntlich nicht streiten , und doch ist er elementar im täglichen Leben. Blicke ich auf mein Leben zurück, so hat mich immer Humor aus den größten Nöten und den unmöglichsten Situationen gerettet. Er hat mir die aufregendsten Bekanntschaften ermöglicht und mir so manch betrübliche Stunde mit einer Stand-up Show oder einer Sitcom erträglich gemacht. Er ist DAS Elixier und nicht ohne Grund habe ich diesen Beitrag mit dem obigen Zitat eröffnet, denn was wäre der Showbiz ohne Komödianten?
Comedy bedeutet aber nicht witzig zu spielen. Ganz im Gegenteil: Ließt man sich die analytische Vorbereitung auf eine Comedy Szene von Scott Sedita durch, so erkennt man nicht viel Unterschied in der Vorbereitung auf eine dramatische Rolle. Er hat in seinem Buch das WOFAIM Prinzip entwickelt, welches im Wording nur auf englisch funktioniert.
WOFAIM Scriptanalyse nach Scott Sedita
Want – was will die Figur?
Obstacle – was steht der Figur im Weg?
Feeling – welche Gefühle erfährt die Figur im Laufe der Szene?
Substitution(As if) – was ist die persönliche Substitution? Mit wem redet die Spieler wirklich? Welche Traumata durchleben die Spieler in der Szene?
Intentions – Was tut die Figur, um das WANT zu bekommen? Welche Handlungen werden unternommen?
Moment before – Was ist vor der Szene passiert? Woher kommt die Figur? Physisch und emotional?
Diese Analyse würde auch schon im klassischen Drama ziemlich viele Fragen abdecken, und was besonders bemerkenswert ist: Keine befasst sich explizit damit, die Szene oder die Figur lustiger zu gestalten. Nach Sedita’s Auffassung muss man sich nur mit den Zielen, den Nöten und Hürden befassen.
Wie daraus dann Comedy wird, erklären die folgenden Punkte. Es sind die goldenen Regeln der Comedy und sie gelten dem Humor und der besonderen Spielweise im komödiantischen Fach. Im Übrigen: würden 80% der lustigen Menschen auf der Bühne Punkt 5 beherzigen, wären wir in Sachen Comedy schon einen großen Schritt weiter.
- Wähle einen spezifischen Charakter mit spezifischen Merkmalen
- Lass dich auf diese Figur ein – ganz und gar – und vertraue der Figur!
- Sei lauter!!!!, Sei schneller!!!!!, Sei lustiger!!!!
- Warte bis das Lachen endet (nur bei Live Performance)
- Blödel nicht rum für ein Lacher – das ist billig.
- Lenke nicht von verbalem Humor durch eine physische Handlung ab!
- Hab Spaß!!!
Das Herzstück des Buches bilden aber die 8 Charaktere, ohne die keine Comedy, keine SitCom und letzlich auch kein Stand-up auskommt.